Einführung
Heraldik
Europa
Die ersten Wappensiegel
Wappensiegel Sobeslav II,
Böhmischer Herzog, 1178
Der Gebrauch von Siegeln ist sehr alt. Im Mittelalter gewinnt das Siegel im Abendland große Bedeutung besonders in den Gebieten, wo das römische Recht vor dem Gewohnheitsrecht zurückgewichen ist. Lesen und schreiben konnten damals fast nur Geistliche, so dass das Siegel als Abdruck in Wachs oder als Bleibulle die Rolle de modernen Unterschrift spielte und die wichtigsten Akte gültig machte. Zu dem ältesten wappentragenden Reitersiegel (vor 1160) gehören die Siegel von Waleran, Grafen von Meulan und von Worcester, Grafen Humbert und Amadeus von Savoyen, beim Heinrich, Herzog von Sachsen und Bayern finden wir bereits 1144 einen Löwen und Herzog Heinrich von Österreich führt 1156 einen Adler. Der Gebrauch von Wappensiegel breitet sich aber erst nach 1200 aus. Als weiteren Wappenquellen sind auch Münzen und alte Texte zu erwähnen.
Die Turniere
Die veränderte Kriegsführung beeinflusst auch die Veränderungen in der Heraldik des 14. Jahrhundert.
Helmschau auf einem Turnier
Der Fußkämpfer tritt in den Vordergrund und die Reiterei verliert an Bedeutung. So werden die Turniere das Kriegsfeld ersetzen und es ändert sich auch die Rüstung der Ritter. Die Turniergesellschaften wachen über die Turniere. Sie verschaffen die Reglementierung, entscheiden über die Zulassung und Ablehnung. Vor jedem Turnier nimmt man bei der Vorführung der Wappen und der Helme (Helmschau) die Spezialkenntnisse der Herolde in Anspruch. Diese haben an den Wappen die Familien und an den Beizeichnen die Personen erkannt und in handschriftlichen Wappensammlungen registriert. Die stellen somit eine Dokumentation und Vorbild des heraldischen Zeichenstils dar. Der Niedergang der Turniere hat es zu Folge, dass auch die Wappen nach und nach aus der Ausrüstung verschwinden. Mit dem 17. Jahrhundert geht diese Epoche zu Ende.
Die französische Revolution
Gleich zu Beginn der Revolution (1789) schaffte die Verfassung gebende Versammlung den erblichen Adel ab und untersagte jedem Franzosen den Gebrauch von Wappen und setzte gegen die Zuwiderhandelnden schwere Strafen fest. Die 1798 zur Helvetischen Republik gewordene Schweiz verfolgte den gleichen Weg wie Frankreich, das Dekret wurde jedoch nicht befolgt und die Republik hatte in der kurzen Zeit ihres Bestehens ganz andere Sorgen. Unter Napoleon entstehen ein neuer Adel und eine neue Heraldik, die systematischer aufgebaut ist als die alte.
Die Erneuerung der Heraldik
Wappensiegel Wenzel II,
Böhmischer König, 1178-1205
Die Bewegung der Romantik des 19. Jahrhundert lässt das Studium der Heraldik wieder aufkommen. Die Namen Hefner, Mayer von Mayerfels und Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg in Deutschland sowie Nicolas, Planche oder Laing in England sind hier nicht wegzudenken. In Frankreich werden die Siegelinventare der Archive veröffentlicht. In der Schweiz wird eine Kostbarkeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht - Die Faksimile-Publikation der Züricher Wappenrolle. Die Schweizerische Heraldische Gesellschaft gibt die Zeitschrift Schweizerisches Archiv für Heraldik heraus. In Holland erscheint 1857 Handboek der Wapenkunde und 1861 das allgemein bekannte Armorial général von J.-B. Riestap.
So hat die Heraldik bis in die Gegenwart ihren Platz unter den sog. Hilfswissenschaften der Geschichte eingenommen.